Klassifikation

DSM-5: Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS)

ICD-10: Emotional instabile Persönlichkeitsstörung

a) Impulsiver Typus
b) Borderline-Typus

Ursachen

Im 1.-2. Lebensjahr durch äußere Einflüsse erworbenes Defizit im limbischen System.

Urprinzip/Archetyp

Leitsymptome

→ führt zu impulsivem Verhalten (deutlich erhöhte Reizbarkeit / Wutausbrüche) → gestörtes Sozialverhalten

Merkmale

  • Emotionen anderer werden nicht empfangen / wahrgenommen

Die Gefühlslage anderer kann nicht anhand von Verhalten und körperliche Signalen erkannt werden.

Es gibt keine emotionalen Zwischentöne.

…durch aktive Unterdrückungsmechanismen im Gehirn.

  • Unsicherheit der sexuellen Orientierung
  • sexuelle Impulsivität (potentiell selbstschädigendes Risikoverhalten)
  • Schulschwänzen
  • häufige Therapieabbrüche
  • häufige Ortswechsel
  • „Keiner liebt mich!“

Komorbidität

  • Affektive Störungen: ~ 8090%
  • Angststörungen: ~ 8090%
  • Essstörungen: ~ 50%
  • Störungen mit Alkohol/Drogen: ~ 6580%
  • Schlafstörungen: ~ 70%
  • Somatoforme Störungen: ~ 60%
  • Zwangsstörungen: ~ 30%
  • ADHS: bis 35%

Prognose

  • Nur etwa 30% erreichten eine stabile Genesung im Sinne von DSM-IV plus sozialer und beruflicher Integration [Zanarini et al., 2012]

Diagnostik

  • Diagnosestellung ist ab dem 12.Lj. möglich (bisherige Annahmen und Empfehlungen waren falsch!)
  • Diagnose sollte so früh wie möglich gestellt werden, da gute Therapieprogramme für adoleszente BPS-Patienten bestehen

Einschätzung

Testverfahren

  • SCID-II (SKID-II Structured Interview for DSM-IV Personality Disorder)
  • IPDE (International Personality Disorder Examination)
  • DIPD (Diagnostic Interview for DSM-IV Personality Disorders)
  • zur Abklärung von Komorbiditäten: SCID-I

Therapie

Psychiatrie

Big Four

„Die Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT) wurde in den achtziger Jahren von Marsha M. Linehan als störungsspezifisches Konzept zur Behandlung von chronisch suizidalen PatientInnen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) entwickelt. Die Basis der DBT stellt die kognitive Verhaltenstherapie dar. Um jedoch den Anforderungen eines solch komplexen Störungsbildes gerecht zu werden, waren grundlegende Modifikationen notwendig. Die wesentlichsten Unterschiede zur herkömmlichen kognitiven Therapie sind die Betonung von Akzeptanz und Validierung eines momentan auftretenden Verhaltens, die schwerpunktmäßige Behandlung von Verhaltensweisen, welche die Therapie gefährden, die Betonung der Wichtigkeit der therapeutischen Beziehung und die Betonung von dialektischen Prozessen.“

[https://www.dachverband-dbt.de/ddbt/was_ist_dbt]

  • Ursachen der Erkrankung stehen nicht im Mittelpunkt
  • es geht um Skills zu
    • Achtsamkeit
    • Umgang mit Streß
    • Bearbeitung zwischenmenschlicher Beziehungen

Lernen, sich in Mitmenschen einzufühlen und deren Bedürfnisse zu erkennen.

Beziehungen aus der Kindheit werden in therapeutische Beziehung übernommen.

Lernen, Verhaltensschemata zu identifizieren und zu verändern.

  • nutzt kognitive, emotionsaktivierende und verhaltenstherapeutische Methoden
  • Bewußtmachung dysfunktionaler Schemata aus der frühen Kindheit
  • Nachbeelterung durch den Therapeuten in Übertragungssituation
  • Emotionsaktivierung (z.B. Stuhldialoge, Imaginationsübungen
  • Kognitive Techniken (z.B. Schema-Memos))

Systematic Training for Emotional Predictability & Problem Solving

Kurzzeit-(Gruppen-)Therapien

  • DBT-Skillstraining (DBT-ST) (3 Monate)
  • Emotion regulation group training (ERG) (3,5 Monate)
  • Manual-assisted cognitive training (MACT) (6 Wochen)
  • Systems Training for Emotional Predictability and
    Problem Solving (STEPPS) (5 Monate)
  • Psychoedukation (PE) (1 Sitzung)

Pharmakotherapie

Antipsychotika 2. Generation

Wirkung auf

  • aff. Instabilität MCD -0.16
  • Suizidalität MCD 0.29
  • Ärger MCD -0.27
  • psychot. Sympt.
  • Angst MCD -0.22

  • Jariani et al., 2010 (vs. Sertralin)
  • Shafti & Shahveisi 2010: (vs. Haloperidol)
  • kog. Cluster MCD -0.63 (low)
  • Ärger MCD -0.82 (low) MCD -0.76 (mod.)
  • Allg. Psychopath. MCD -0.62 (mod.)

Sedierung häufigster Grund für Therapieabbruch


  • Black et al., 2014 (vs. Placebo)
  • interp. Probleme SMD -0.77
  • Impulsivität SMD -1.84
  • Ärger SMD -1.14
  • psychot. Sympt. SMD -1.05

Stimmungsstabilisierer

Wirkung auf

  • Impulsivität SMD -1.62 MCD -1.41
  • Ärger SMD -1.69
  • interp. Probl. SMD -0.91
  • Impulsivität SMD -3.36
  • Ärger SMD -1.00 SMD -0.65
  • Angst SMD -1.40
  • allg. PP SMD -1.19
  • interp. Probl. SMD -1.04
  • Ärger SMD -1.83
  • Depressivität SMD -0.66

Antidepressiva

Wirkung auf

  • Depressivität
    SMD -0.59
  • SSRIs sollten außer bei komorbider schwerer Depression nicht gegeben
    werden

Mikronährstoffe

⇒ 0.7 g/d EPA + 0.48 g/d DHA
(ca. 1 Teelöffel norsan Omega-3-vegan Öl o. 8 Kps./d)

  • Depressivität SMD -0.59

  • Amminger et al., 2013 (vs. Placebo)
  • Bellino et al., 2014 (in Kombination mit Valproinsäure vs. Valproinsäure alleine)

Selbsthilfeangebote

Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS)