Ursachen aus Sicht der TCM

  • Mangel an Erd-Energie durch extreme Unterernährung
  • setzt das innere Bedürfnis nach Selbstkontrolle mit solcher Härte durch, daß es die Erde-Persönlichkeitszüge überwiegt
  • Magen-Meridian-Störung
  • Mangel an Erdenergie
  • Qi- und Blut-Mangel
  • Schleim-Blockade des Herzens

Magersucht ist nach chinesischem Verständnis eine Vorstufe der Bulimie – eine Auffassung, die in vielen Fällen durch die Krankheitsgeschichte bestätigt wird. Viele Patienten leiden anfangs unter Magersucht, aus der sich später eine Bulimie entwickelt. Chinesisch gesehen handelt es sich um das gleiche Krankheitschema, nur dass es sich nicht auf der Ebene von Blut und Säften abspielt, sondern im Bereich des Magens etabliert. Ehrgeiz und Einpassung in die Leistungswelt der Erwachsenen blockieren die Mitte.


Klinik am Steigerwald – Ursachen (tcmklinik.de)

Eine solche Erkrankung tritt auf, wenn der junge Mensch sich überfordert fühlt und ihm bei der Lösung seiner Probleme nicht geholfen wird. Es entsteht ein tiefes Gefühl der Orientierungslosigkeit und Unsicherheit. Erst die ängstliche Kontrolle über  das Körpergewicht durch Nahrungsverzicht vermittelt ihm ein trügerisches Gefühl der Sicherheit. Das Körpergewicht wird eine wichtige Quelle für das Selbstwertgefühl. 


TCM-Ohrakupunktur – Fachbeiträge – Essstörungen (ak-ohrakupunktur.de)

Urprinzip / Archetyp / Themen

Saturnprinzip

Vermeintliche "Vorteile" der Magersucht für Betroffene:

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Merkmale

  • Perzeptiv: Überschätzung der Körperausmaße
  • Kognitiv: „Ich bin zu dick“
  • Affektiv: Scham, Ekel, Angst
  • Behavioral: Vermeidung von Spiegeln, Selfies etc.
  • Präferenz für Routine
  • Vermeidung als bedrohlich angesehener Situationen
  • allgemein gehemmtes und vorsichtiges Verhalten
  • macht sich generell Sorgen
  • in hohem Maß unsicher
  • Probleme im sozialen Umfeld

Einerseits können die betroffenen Personen ihre Aufgaben ordentlich und akkurat erledigen, andererseits zeichnen sie sich bei ihrer privaten Lebensgestaltung durch Hilflosigkeit und einen hohen Grad von Infantilismus aus.


TCM-Ohrakupunktur – Fachbeiträge – Essstörungen (ak-ohrakupunktur.de)

Aufrechterhaltungsfaktoren:

Erlebensvermeidung

Widerwillen und daher Vermeidung, mit den eigenen Gedanken, Gefühlen (Kognitionen u. Emotionen) in Kontakt zu bleiben, die als bedrohlich oder mehrdeutig wahrgenommen werden.
„Versuche, unerwünschtes inneres Erleben zu vermeiden und zu kontrollieren, sind weitgehend uneffektiv. Sie intensivieren eher das Erleben unerwünschter Gedanken und Gefühle, anstatt es zu reduzieren und erhöhen die emotionale Belastung. Parallel nimmt oft die Häufigkeit lebenszielorientierten Verhaltens ab… Erlebensvermeidung ist also ein potenziell toxischer Prozeß.“  


Quelle: C. Alix Timko (Autor), Georg Eifert (Autor), Annette Harres (Autor): Akzeptanz- und Commitmenttherapie bei Anorexia nervosa: Ein Leitfaden für die Behandlung mit ACT. Herausgeber: ‎ Beltz; 1. Edition (2. September 2013)

Schwierigkeiten im Umgang mit Emotionen

  • Defizite im Erleben und Empfangen von Emotionen im Rahmen der affektiven Interaktion
  • Alexithymie: Schwierigkeiten bei der Identifikation und Beschreibung von Emotionen und Defizite beim Fantasieren
  • Mangel an Erkenntnis und Verständnis der eigenen Emotionen
  • Schwierigkeiten beim Erkennen von Emotionen bei anderen Menschen (scheint sich nach Gewichtszunahme wieder zu verbessern!)

Inflexibilität

  • Kognitive Rigidität: z.B. beim Aufgabenwechsel
  • Der Versuch, neue Bewältigungs- bzw. Regelmodifizierungsmethoden zu erlernen, kann so belastend sein, daß anorektische Menschen ihn lieber ganz vermeiden!

Symptome der Unterernährung:

  • Amenorrhoe / Ausbleiben der Menarche
  • Bradykardie ab 30/min monitorpflichtig
  • Anämie (Fe)
  • Hypotonie
  • Schwindel
  • Blasenschwäche, Pollakisurie
  • Alopezie
  • trockene Haut (Fe, Zn)
  • brüchige Nägel (Fe, Zn)
  • Frieren, Frösteln
  • Hypothermie

Folgen der Unterernährung:

  • Magersüchtige Jugendliche haben etwa 18 Prozent weniger Volumen an grauer Substanz als gesunde Gleichaltrige. Zugleich haben die Magersüchtigen rund 27 Prozent mehr Hirnflüssigkeit als die Gesunden.
  • Eine mögliche Erklärung für diesen Hirnschwund: Wegen der Mangelernährung ist wahrscheinlich die Protein-Biosynthese im zentralen Nervensystem niedriger – es werden nicht genügend Eiweiße hergestellt, um Nervenzellen fortlaufend zu reparieren oder zu regenerieren.
  • Wenn die magersüchtige Person wieder zunimmt, dann normalisiert sich auch die Größe ihres Hirns.
  • Allerdings besteht gerade bei Jugendlichen die Gefahr, dass sich der Hippocampus und die Amygdala wegen der Magersucht nicht richtig entwickeln können – und die Patienten deswegen später leichter depressiv werden oder Angststörungen entwickeln.

Eine Studie aus Schweden ergab: Etwa jede vierte behandelte Magersucht-​Patientin war nach 18 Jahren psychisch so krank, dass sie arbeitslos war.

Diagnostik

Wiegen

Labor

Leptin im Serum meist erniedrigt

Ghrelin im Serum meist erhöht.

Therapie

BMI < 14 ⇒ stationäre Einweisung!

Wöchentliches Wiegen durch einen Allgemeinmediziner/Internisten und Festlegung einer Zielgewichtsspanne (keinen einzelnen konkreten Zielwert vorgeben!)

Das Gewicht darf aber nicht der einzige Genesungsindikator sein!

Weitere Genesungsindikatoren:

  • Verbesserungen beim Denken und der Informationsverarbeitung
  • weniger Stimmungsschwankungen
  • bessere soziale Kontakte, weniger zwischenmenschliche Schwierigkeiten

Symptomatische Therapie

bei Hypotonie, Schwindel

  • Rosmarintee

Mikronährstoffe

  • Thiamin (VitB1)
  • Vit.D
  • Kalzium 500 – 1000mg tgl. substituieren

Homöopathie

Ggf. als Konstitutionsmittel ⇒ einmalig 10M

Psychiatrie

Psychopharmakotherapie

Bisher keine Evidenz für die Wirksamkeit einer medikamentösen Therapie.

  • Olanzapin (atyp. Neuroleptikum) als mögliche Begleittherapie mit Evidenzgrad B für Gewichtszuname

Psychotherapie

Kognitive Verhatenstherapie (KVT)

Familienorientierte Therapie (FT)

FT ist nachweislich wirksamer als individuelle Behandlung (Lock et al. 2010)

Akzeptanz- und Commitmenttherapie (ACT)

Ziel ist nicht das Verringern oder Vermeiden von Emotionen und negativen Gedanken, sondern das Erlernen, daß diese nicht das Handeln beeinflussen müßen. Stattdessen soll ein Handeln in Anwesenheit (Akzeptanz) der Emotionen u. Gedanken ermöglicht werden, daß an den eigenen Wertvorstellungen orientiert ist.

  • Akzeptanz und Bereitschaft
  • Kognitive Defusion
  • Gegenwärtigkeit
  • Perspektive des Beobachter-Selbst
  • Klären von Lebenswerten und -zielen
  • Wertorientiertes engagiertes Handeln

Techniken der ACT

Expositionsübungen

Erlernen, in Richtung werteorientierter Lebensziele zu handeln, unabhängig davon, was man gerade denkt oder fühlt.

Lebensverbesserungsübungen
  • Arbeitsblätter:
    • Essenstagebuch
    • Gedankentagebuch „Stimme der Anorexie“
  • Expositionsübungen
  • andere Verhaltensübungen:
    • Aufgeben von Gewohnheiten
    • Neues ausprobieren (z.B. auf eine Party gehen)
    • neue Dinge essen
    • sich durchsetzen
    • etc.

Akzeptanzorientierte Separate Familientherapie (ASFT)

Ernährungsberatung

  • KEINE Punktesysteme oder andere zählende Methoden zur Kontrolle der Nahrungszufuhr!

Jegliche Form von neuen Essensritualen oder -regeln ist zu vermeiden!

Aurikulomedizin

Eine wesentliche Rolle spielt dabei die Ohrakupunktur. Sie entspannt, vermindert Suchtverhalten, nimmt den Zorn und reguliert den Organismus  hinsichtlich des Essverhaltens.
Wir behandeln auch hier auf die gleiche Art und Weise, wie wir sie von der Suchtakupunktur kennen. Allerdings werden keine Dauernadeln zur Anwendung gebracht. Die Behandlung erfolgt wöchentlich nach der bekannten Strategie: Grundbehandlung (Arbeitsstrahl, Polster, Korrespondenzen) plus ergänzende, durch die personotrope Situation erzeugte Punkte.
Im Schwerpunkt kommt es darauf an, zu entspannen sowie Stoffwechsel und die Nutrition zu regulieren. Wichtig ist als Erstes der Leberstoffwechsel. „Aus der Leber kommt der Zorn“, sagen die Chinesen. Und Zorn hat es zur Genüge in diesem Krankheitsbild. Hierzu sind neben „Leber“ alle Punkte auf der Helixkrempe zu prüfen. Die Helix ist aus chinesischer Sicht der Spiegel der Leber, und so haben Punkte auf der Helix gewissermaßen auch Wirkung auf den Leberstoffwechsel.  Zur weiteren Entspannung sind die Punkte  „Antiaggression“, „Begierde“ und „Essverlangen“ (letzterer in der Vormauer in Höhe des Magenareals) sowie Punkte, wie „Hüfte“, „Point de Jérôme“ , sowie Punkte im Lungenfeld (Lungendreieck) und auf dem Tragus in die Behandlung einzubeziehen.
Eine besondere Rolle könnte auch der Bordiol oder R-Punkt spielen. Die Innervation dieses Punktes kann zu einer Aufarbeitung der seelischen Blockade führen, die möglicher Weise der Schlüssel für eine solche Erkrankung ist.

Selbsthilfeangebote

aktuelle Forschung

  • PET-Untersuchungen zeigen, dass Patienten mit Anorexia nervosa eine signifikante Gesamterhöhung der CB1-Rezeptordichte in den kortikalen und subkortikalen Regionen des Gehirns aufwiesen, während sowohl bulimische als auch anorexische Probanden eine signifikant höhere CB1-Rezeptordichte in einer bestimmten Region des Gehirns, dem so genannten insularen Kortex, aufwiesen. Der Gehalt an natürlich vorkommenden Endocannabinoiden war sowohl bei Bulimie als auch bei Magersucht, insbesondere im insularen Kortex, signifikant niedriger.
  • PET-Untersuchungen zeigen, dass Patienten mit Anorexia nervosa eine signifikante Gesamterhöhung der CB1-Rezeptordichte in den kortikalen und subkortikalen Regionen des Gehirns aufwiesen, während sowohl bulimische als auch anorexische Probanden eine signifikant höhere CB1-Rezeptordichte in einer bestimmten Region des Gehirns, dem so genannten insularen Kortex, aufwiesen. Der Gehalt an natürlich vorkommenden Endocannabinoiden war sowohl bei Bulimie als auch bei Magersucht, insbesondere im insularen Kortex, signifikant niedriger.
  • die Zunahme der CB1-Rezeptordichte im insularen Kortex ist wahrscheinlich mit der zugrunde liegenden Dysfunktion des Vergnügungs-Belohnungssystems verbunden.
  • Eine 2009 veröffentlichte Studie kam zu dem Schluss, dass eine Reihe von Polymorphismen zu einer biologischen Empfindlichkeit gegenüber Anorexie und Bulimie beitragen können. Dazu gehören das CNR1-Gen, das für die Expression des Cannabinoidrezeptors Typ I steht, und ein weiteres, das die Produktion des Anandamid-Abbaumoleküls FAAH steuert.

Mögliche Pharmaka

Cholinesterasehemmer

Donepezil

Donepezil ist ein reversibler Inhibitor der Acetylcholinesterase, der die Konzentration von Acetylcholin im zentralen Nervensystem erhöht und vorrangig zur symptomatischen Behandlung der leichten bis mittelschweren Alzheimer-Demenz eingesetzt wird.

Anorexia nervosa (Magersucht)
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